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Der kolumbianische Menschenrechtsaktivist David Ravelo ist nach sieben Jahren frei

Der kolumbianische Menschenrechtsaktivist David Ravelo ist nach sieben Jahren frei

Nach fast sieben Jahren in Gefangenschaft ist der kolumbianische Menschenrechtsaktivist David Ravelo am 20. Juni 2017 unter Auflagen freigelassen worden. PBI begleitete Ravelo in all diesen Jahren im Gefängnis und freut sich über die lang ersehnte Freilassung. 

Der 20. Juni 2017 ist ein bedeutungsvoller Tag für alle MenschenrechtsverteidigerInnen: David Ravelo ist nach sieben Jahren Haft wieder auf freiem Fuss. “Wenn Ihr grad sitzt, dann steht auf, denn ich bin frei!" - Mit diesen Worten hat der Aktivist seine Freilassung bekanntgegeben. Ravelo wurde aufgrund von Falschaussagen von Paramilitärs des Mordes verurteilt und darf jetzt endlich nach Hause zurückkehren. Familie, Freunde und das PBI-Team empfingen ihn vor dem Gefängnis mit grosser Freude.

In Zukunft wird David Ravelo seinen Kampf für die Menschenrechte fortsetzen. Er möchte zudem beweisen, dass die Anklage, welche vor Jahren gegen ihn erhoben wurde, politisch motiviert war und ihn zum Schweigen hätte bringen sollen. Während seiner Haftstrafe betonte er mehrmals: «Ich bin schuldig, weil ich meine Meinung sage.» Die Akte Ravelo ist ein Paradebeispiel für die Kriminalisierung von MenschenrechtsverteidigerInnen.

Das Gerichtsverfahren

1993 wurde David Ravelo der Rebellion sowie der mutmasslichen Verbindung zu den Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) beschuldigt. Nach 27 Monaten in Haft, wurde er 1995 aufgrund mangelnder Beweislage freigesprochen. Die Regierung wurde aufgefordert, Ravelo eine Genugtuung für die willkürliche Inhaftierung zu gewährleisten. Die darauffolgenden Jahre waren jedoch geprägt von Todesdrohungen gegen ihn oder seine nahen Verwandten.

Das Urteil: 18 Jahre Haft

Trotz mangelnder Beweislage wird Ravelo im September 2010 erneut verhaftet. Zuvor hatte er zahlreiche Klagen wegen Menschenrechtsverletzungen gegen die Zivilbevölkerung eingereicht, was den Interessen paramilitärischer Gruppen in Barrancabermeja schadete. Neben der Anschuldigung Kontakte zur FARC zu unterhalten, wird er verdächtigt, am Mord des Bürgermeisterkandidaten von Barrancabermeja, David Nuñez Cala, 1991 beteiligt gewesen zu sein.

Der Haftbefehl wegen Verschwörung und Tötung wurde aufgrund der Aussagen der Paramilitärs Mejía Mario Jaimes und Fremio Sánchez Carreño ausgesprochen und vom Staatsanwalt für Antiterrorismus der Staatsanwaltschaft Kolumbiens übermittelt. Laut Ravelos Verteidiger dürfte letzterer rechtlich gesehen gar nicht diese Funktion ausüben.

Der Prozess begann im August 2011, Ravelo wurde aber erst nach 26 Monaten Freiheitsentzug, im Dezember 2012 für schuldig erklärt. Das Urteil: 18 Jahre Haft für ein Verbrechen, das er beteuert nicht begangen zu haben.

Forderung zur Aufhebung der Strafe

Am 11. Februar 2014 präsentierte der Verteidiger Ravelos, Alirio Uribe, eine Forderung zur Aufhebung der Strafe vor dem Gericht von Bucaramanga (Santander). David Ravelo bestätigte, dass die Anschuldigungen gegen ihn auf falschen Zeugenaussagen aufbauen. Sie können zudem als Folge der von ihm im 2007 gemachten Verbindungen zwischen dem Ex-Präsidenten Alvaro Uribe und den Paramilitärs gedeutet werden.

Nationale und internationale Entscheidungsträger sowie Mitglieder des diplomatischen Korps bestätigen, dass im Strafverfahren gegen Ravelo das Recht auf einen gerechten Prozess nicht gewährleistet ist. Laut Ravelos Verteidiger stimmten zum Beispiel die Aussagen der beiden Hauptzeugen - zwei Paramilitärs - nicht überein. Beide waren im Vorfeld des Prozess zu zwanzig Jahren Haft verurteilt worden, wegen ihrer Beteiligung an einem Massaker.

Ausserdem bestätigte ein weiterer Zeuge, dass die beiden erwähnten Paramilitärs versucht hätten ihn zu bestechen damit er die Verantwortung Ravelos für den Mord Calas akzeptiere und Ravelo anschuldige. Die Verteidigung betont ebenfalls, dass der Staatsanwalt und der Generalinspektor sich auf die Aussagen von drei Zeugen beziehen, während sie dreissig weitere, die behaupten, die Äusserungen seien falsch, nicht beachten.

Für Ravelos Verteidiger liegt es auf der Hand, dass die kolumbianischen paramilitärischen Gruppen systematisch den Justizapparat nutzen, um MenschenrechtsverteidigerInnen an ihrer Arbeit zu hindern und sie durch solche Aktionen der Kriminalisierung zum Schweigen zu bringen.

PBI und weitere internationale Organisationen forderten somit in einer öffentlichen Deklaration die Umsetzung des eingereichten Einspruchs und die Freilassung David Ravelos.

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