Esdra Sosa setzt sich in Honduras für LGBTI+-Rechte ein und musste deswegen bereits zweimal aus dem Land flüchten. PBI hat sich mit ihr auf ihrer Speaking Tour in der Schweiz über ihr Coming out und soziales Engagement unterhalten. Ein Porträt einer mutigen Frau, die nicht locker lässt.
Die honduranische Menschenrechtsaktivistin Esdra Sosa merkte bereits als Teenagerin, dass sie anders war, als der Rest der Familie und FreundInnen. Mit 19 Jahren experimentierte sie mit männlichen und weiblichen PartnerInnen. Mit 21 Jahren war ihr klar, dass sie eine homosexuelle Frau mit weiblichem Auftreten ist. In der stark katholisch geprägten Gesellschaft Honduras, getraute sie sich jedoch nicht dies preiszugeben. So kam es, dass nicht Esdra Sosa selbst, sondern eine ihrer Ex-Freundinnen aus Rache ihre Familie informierte. «Meine Mutter war die erste Person in meiner Familie, die mich aufgrund meiner Homosexualität diskriminierte», so die Aktivistin. Ihre Eltern wuchsen mit der Vorstellung auf, dass homosexuelle Frauen, Männer sein wollen und umgekehrt. Ein homosexuelles Kind zu haben, bedeutete für sie etwas falsch gemacht zu haben. Esdra Sosa musste gegen diese Vorurteile ankämpfen und lernte ihre Familie zu sensibilisieren. Seither hat sich das Verhältnis zu ihrer Familie positiv verändert. Sie begleiten sie an Proteste und Veranstaltungen für LGBTI+ in Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, und unterstützen sie in ihrem Kampf für Rechte der LGBTI+.
«Gäbe es Gesetze in Honduras für LGBTI+, dann hätte ich eine Waffe»
Esdra Sosa ist seit 2006 teil von Arcoíris, einer Organisation, die sich für die Rechte von LGBTI+ in Honduras einsetzt. Von 2013 bis 2015 übernahm sie die Direktion der Organisation, was sie gegenüber der Regierung und der Öffentlichkeit exponierte. Sie sprach an Veranstaltungen, war oft unterwegs und ihr Gesicht konnte nun mit dem Kampf für LGBTI+-Rechte in Honduras in Verbindung gebracht werden. Im Jahr 2015 bekam Esdra Sosa eine schriftliche und verbale Morddrohung. Solche Drohungen aber auch Ermordungen von LGBTI+-Personen sind in Honduras sehr häufig. Die Mörder zerstückeln die Körper der Opfer und legen sie vor das Haus der Familie. Diese Verbrechen werden jedoch kaum strafrechtlich verfolgt, da die Regierung und deren Sicherheitskräfte meist selbst in die Taten verwickelt sind. Esdra Sosa floh bereits zweimal aus dem Land, ist aber jedes Mal wieder zurückgekehrt. «Mein Kampf muss weitergehen; ich möchte nicht in einem anderen Land leben». Das Amt als Direktorin von Arcoíris hat sie aus Sicherheitsgründen abgegeben. Heute arbeitet sie als Koordinatorin von verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Organisation. Sie hört sich die Geschichten der Leute an, versucht Untersuchungen einzuleiten und ihre Kontakte dafür zu nutzen. Die Arbeit ist jedoch schwierig, da Honduras keine Gesetze hat, die die LGBTI+-Personen angemessen schützen. «Gäbe es Gesetze in Honduras für LGBTI+, dann hätte ich eine Waffe, mit der ich als Menschenrechtsaktivistin besser arbeiten könnte». Aus diesem Grund studiert Esdra Sosa zurzeit Rechtswissenschaft an einer privaten Universität in Honduras.
Unterstützung durch PBI
Die Begleitung von PBI ist Esdra Sosa sehr wichtig. «Dank der Präsenz von PBI sorgen sich die Institutionen der Regierung besser um unsere Anliegen: sie sind offener und hören besser zu. Sie wissen auch, dass PBI Geschehnisse auf einem nationalen und internationalem Niveau dokumentiert und veröffentlicht.» Von der Speaking Tour in Europa erhofft sich Esdra Sosa weitere Unterstützung im Kampf für LGBTI+-Rechte in Honduras.