Anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums von PBI 2021 würdigen wir die Arbeit aller Freiwilligen, die einen Einsatz geleistet haben und präsentieren jeden Monat eine/n Freiwillige/n. Diesen Monat präsentieren wir Jean-Jacques Ambresin, der von 2008 bis 2009 in Guatemala war.
Kurzbiografie
Jean-Jacques Ambresin, Lehrer auf Primar- und später Sekundarstufe, war sein Leben lang politisch aktiv. Drei Jahrzehnte lang war er Mitglied des Grossen Rates des Kantons Waadt und er belegte auch das Amt des Gemeinderats der Stadt Renens. Im Alter von 65 Jahren schloss er sich PBI an, um die Friedensförderung in Guatemala zu unterstützen. In einem Interview mit der Zeitung 24 Heures meinte er: "Ich mochte meine Arbeit im Grossen Rat sehr, aber jetzt, wo ich endlich Zeit für mich habe, wollte ich konkret im Feld einen Einsatz leisten."
Was hat dich in deinem Einsatz am meisten geprägt?
Was mir auffiel, war der grosse Unterstützungsbedarf der indigenen Völker gegenüber dem oligarchischen System. Ich war stark beeindruckt davon, wie die Gemeinschaften für ihre Rechte einstehen und versuchen, diese mit den ihnen zur Verfügung stehenden rechtlichen Mitteln durchzusetzen. Angesichts der Verachtung die sie durch die Machteliten erfahren, zeigen die indigenen Gemeinschaften sehr viel Mut. Ich habe dies in Guatemala gesehen und erlebt, aber es ist auch anderswo so.
Ich schätzte es zudem sehr, als Freiwilliger sowohl Kontakte zu den begleiteten MenschenrechtsverteidigerInnen wie auch zu VertreterInnen der Ministerien und Botschaften pflegen zu dürfen.
Gibt es ein Erlebnis in deinem Einsatz, das du gerne mit uns teilen würdest?
Es gibt viele Anekdoten, dich ich erzählen könnte: Von einer Exhumierung, einem Protestmarsch, über die Eröffnung eines Steinbruchs für eine Zementfabrik bis hin zu GemeindeanführerInnen, die mit dem Tode bedroht wurden, oder diesem armen Kerl, gegen den ein Haftbefehl vorlag, ohne dass er davon wusste. Aber was wir unbedingt hervorheben müssen, ist die ständige Unsicherheit, der unsere Begleiteten ausgesetzt sind. Dieses Klima der Unsicherheit ist Teil der Unterdrückung und Einschüchterung durch die herrschende Oligarchie.
"Ich könnte viele Anekdoten erzählen, aber was wir unbedingt hervorheben müssen, ist die ständige Unsicherheit, der unsere Begleiteten ausgesetzt sind." -Jean-Jacques Ambresin
Was für einen Ratschlag würdest du zukünftigen Freiwilligen geben?
Ich glaube nicht, dass junge Leute Ratschläge von einem alten Mann wie mir brauchen!
Natürlich sollte man sich fragen, aus welchem Grund man genau in einen Einsatz gehen möchte. Man muss sich auch bewusst sein, dass der Beitrag, den man leistet, nicht alle Probleme lösen wird.
Zu Beginn der Mission kann einem ein Jahr sehr lang erscheinen. In diesem Fall hilft es, sich in der näheren Zeit Eckpunkte zu setzen, z. B. das Ende der Einführung vor Ort, den Moment der ersten Auswertung, Weihnachten, Ostern oder einen anderen Zeitpunkt. Dies sind Gelegenheiten, Bilanz zu ziehen, zumindest auf persönlicher Ebene, und sich zu sagen, dass man einen Meilenstein erreicht hat.