Die beiden Hurrikane haben in Zentralamerika grosse Schäden angerichtet. In den Schatten gestellt von den amerikanischen Wahlen und der weltweiten Pandemie, wird den katastrophalen Konsequenzen der beiden Stürme der Kategorie 4 international kaum Beachtung geschenkt. Wir richten den Blick auf die aktuelle Situation in den Projektländern Guatemala, Honduras und Nicaragua und auf die Organisationen, die PBI dort begleitet.
Guatemala – Ganze Dörfer von Erdrutschen und Regenfällen weggespült
In Guatemala sind bisher 150 Menschen durch die Hurrikane gestorben. Mehrere von PBI begleitete Organisationen melden, dass ihre Mitglieder schwere Notlagen erleiden. Dies betrifft vor allem die Organisationen im Departement Alta Verapaz (Unión Verapacense de Organizaciones Campesinas UVOC, das Comité Campesino del Altiplano CCDA de las Verapaces und die Resistencia Pacífica de Cahabón), in welchem schon vor den Stürmen 83% der Bevölkerung in extremer Armut lebte. Die Gemeinden berichten, dass die Wasserkraftwerke die Schleusen ihrer Reservoire öffnen mussten, was die Flusspegel weiter zum Ansteigen brachte und zu noch mehr Überschwemmungen und Schäden führte. Das Dorf Queja wurde von den starken Regenfällen und Erdrutschen gänzlich weggespült. Die Suche nach Überlebenden wurde aufgrund der schwierigen Umstände abgebrochen.
Im Osten wurde die landwirtschaftliche Produktion komplett zerstört. Die Central de Campesinos Ch'orti Nuevo Día (CCCND) hat einen Bericht veröffentlicht, in dem ein Verlust von über 200 Mais-, Bohnen-, Tomaten-, Kaffee- und Bananenernten gemeldet wird. PBI Guatemala macht auf das Risiko von Korruption in den staatlichen Strukturen bei der Verteilung der Hilfsgüter aufmerksam.
Honduras – Keine Kommunikationsmöglichkeit mit den betroffenen Gemeinden
Laut der honduranischen Regierung sind über 200'000 Familien von den Konsequenzen von Eta und Iota betroffen. Während mehreren Tagen war das Team von PBI Honduras nicht in der Lage, die Kommunikation mit mehreren begleiteten Gemeinden im Norden des Landes herzustellen. Die Personen, die PBI Honduras erreichen konnte, sind verzweifelt und bitten um Hilfe für die betroffenen Familien. Zu den am stärksten betroffenen Gemeinden gehören jene der Central Nacional de Trabajadores del Campo CNTC , wo über 12'500 Menschen ihren ganzen Besitz verloren haben. Eta hat auch das Departament Santa Bárbara, in dem die Asociación en Défensa de los Bienes Comunes de Quimistán (ASODEBICOQ) arbeitet, hart getroffen. Dort wurden mehrere Gemeinden durch zugeschüttete Strassen von der Aussenwelt abgeschnitten und sind ohne Nahrungsmittel und sauberes Trinkwasser geblieben.
Die honduranischen Behörden in der Region sind überfordert: Es dauerte ganze drei Tage, bis die Regierung die Bevölkerung vor dem kommenden Sturm warnte. Angesichts der kritischen Versorgungslage und dem mangelhaften Handeln der Regierung haben sich zahlreiche Gemeinden und Organisationen selbst organisiert, um Nothilfe zu leisten, darunter COPINH und das Movimiento Amplio por la Dignidad y Justicia, welche Nahrungsmittel, Kleidung und Hygieneprodukte sammeln und in entlegenen Gemeinden verteilen.
Nicaragua – Wohnungen total zerstört
Die Karibikküste von Nicaragua wurde von den zwei aufeinanderfolgenden Hurrikanen stark getroffen: Der starke Wind und die Regenfälle haben viele Häuser und einen Grossteil der Infrastruktur zerstört. Die lokalen Zivilgesellschaftsorganisationen und die nicaraguanische Bevölkerung im Exil in Costa Rica führen Sensibilisierungskampagnen durch und rufen auf lokaler, regionaler und internationaler Ebene dazu auf, die betroffenen Gemeinden mit Nahrungsmittelspenden, Medikamenten und monetärer Hilfe zu unterstützen. Die lokale Bevölkerung und einigen Medien berichten jedoch von regelmässigen Blockaden der Zufuhr von Hilfsgütern zu den betroffenen Gemeinden seitens der nationalen Polizei und des Militärs und von Belästigungen bei den autorisierten Sammelstellen.
PBI Schweiz bringt seine Solidarität mit den von den Hurrikanen betroffenen Personen zum Ausdruck.