Mandira Sharma vom Advocacy Forum schildert im Gespräch mit PBI die Herausforderungen in der Menschenrechtsarbeit in Nepal und ruft die internationale Gemeinschaft zur Unterstützung auf.
PBI: Welchen Gefahren und Herausforderungen ist ihre Organisation ausgesetzt?
Mandira Sharma: Die Mitglieder des Advocacy Forum wurden in der Vergangenheit oft bedroht, eingeschüchtert und diffamiert. Eine Zeitschrift, die einer politischen Partei nahesteht, welche am bewaffneten Konflikt beteiligt war, bildete unser Foto auf der Titelseite ab und bezeichnete uns als Verräter*innen, mit dem Aufruf uns anzugreifen. Diese Botschaft wurde von verschiedenen Radiosendern geteilt, welche mit politischen Parteien in Verbindung stehen, die wir vorgängig für Menschenrechtsverbrechen angeklagt hatten.
Es gibt auch immer wieder Anschuldigungen gegen uns, welche der Staat nutzt, um Nachforschungen einzuleiten und uns zu diffamieren. Auch Individuen, gegen welche wir Prozesse führen, bedrohen uns. Generell sind es vor allem Verleumdungskampagnen und weniger physische Attacken oder Verhaftungen denen wir ausgesetzt sind. Die Behörden schaffen zudem administrative Hürden, damit unsere Projekte nicht genehmigt werden. Um beispielsweise Finanzierung für unsere Projekte aus dem Ausland zu erhalten, müssen diese vorher von der Regierung bewilligt werden. Da wir von der internationalen Finanzierung abhängen, erschwert dies unsere Arbeit.
Welche Botschaft möchten Sie an die internationale Gemeinschaft richten?
Die Arbeit von Menschenrechtsorganisationen ist in Nepal weiterhin stark eingeschränkt, vor allem wenn es um Rechenschaftspflicht, Straflosigkeit und transitionelle Gerechtigkeit geht. Die internationale Gemeinschaft soll über die subtilen Mechanismen, mit welcher die Regierung unsere Arbeit zu verhindern sucht, Bescheid wissen.
Zudem fordern wir, dass die internationale Gemeinschaft über diplomatische Beziehungen den Austausch zwischen nationalen und internationale Organisationen der Zivilgesellschaft fördert. So könnte die Menschenrechtsarbeit in Nepal künftig erleichtert werden und auch Organisationen wie PBI wieder im Land arbeiten.
Kurzporträt von Mandira Sharma
Die Anwältin und Menschenrechtsverteidigerin Mandira Sharma wuchs in einer abgelegenen Region Nepals auf und erlebte den Bürgerkrieg, welcher von 1996 bis 2006 andauerte, hautnah mit. Nach ihrem Studium in Kathmandu und Essex gründete sie das Advocacy Forum mit. Inzwischen arbeiten über 100 Anwält*innen und Menschenrechtsverteidiger*innen in der Organisation, welche gratis juristische Unterstützung anbietet. 2006 gewann Sharma für ihre Arbeit den renommierten Preis für Menschenenrechtsverteidiger*innen von Human Rights Watch. Die Aktivistin wurde in der Vergangenheit von PBI begleitet.