In den letzten zwei Jahren haben über 160 kolumbianische Gemeinschaften aus mehreren Regionen des Landes in offenen Briefen ein globales humanitäres Abkommen und neue Friedensverhandlungen gefordert. Die Regierung von Iván Duque reagierte nicht darauf. Das könnte sich unter der neuen Regierung von Gustavo Petro nun ändern.
Die neue linke Regierung hat damit begonnen, auf Kuba erste Schritte zur Wiederaufnahme von Friedensgesprächen mit der Guerillaorganisation ELN einzuleiten. Dies kündigte Danilo Rueda, der kolumbianische Hochkommissar für Frieden am 12. August 2022 in Havanna an. Bereits seit zwei Jahren fordern über 160 kolumbianische Gemeinschaften in 57 Briefen an die Regierung ein globales humanitäres Abkommen, das neue Friedensverhandlungen voraussetzt.
Offene Verhandlungen und Waffenstillstand
Das geforderte globale humanitäre Abkommen wird auch von der katholischen Kirche sowie nationalen und internationalen Organisationen unterstützt und soll umfassender sein als das 2016 geschlossene Friedensabkommen zwischen der damaligen Regierung unter Juan Manuel Santos und der Guerillagruppe FARC. Denn seither hat der Staat in Regionen wie z.B. Valle del Cauca, Cauca, Chocó und Putumayo einzig die militärischen Ressourcen erhöht. Es kommt aber weiterhin zu Massakern, sexueller Gewalt, Zwangsumsiedlungen und weiteren Menschenrechtsverletzungen. Dies führte zu den Forderungen nach einem Waffenstillstand und neuen Friedensverhandlungen zwischen allen bewaffneten Gruppen, welche noch immer in den verschiedenen Regionen präsent sind.
Betroffene Gemeinschaften sind davon überzeugt, dass nur ein globales humanitäres Abkommen eine erneute Eskalation des Krieges verhindern könne. So auch Danilo Rueda, den Gustavo Petro als neuen Hochkommissar für Frieden ernannt hat. Rueda ist zudem Koordinator von JyP und erhält seit bald drei Jahrzehnten von PBI Begleitschutz. Er hilft Opfern von bewaffneter Gewalt und ist dabei selbst schon mehrmals angegriffen worden. Von einem humanitären Abkommen verspricht er sich ein Ende der bewaffneten Übergriffe sowie die Einhaltung der Rechte auf Leben und Unversehrtheit.
Die neue Regierung unter Gustavo Petro hat versprochen auf einen Waffenstillstand mit allen Parteien hinzuarbeiten, um einen «Totalen Frieden» in Kolumbien zu erreichen. Gemäss Rueda ist die ELN gewillt, den Dialogprozess wieder aufzunehmen, um an einer Lösung des bewaffneten Konflikts zu arbeiten.