Vom 24. September bis zum 10. Oktober war der kolumbianische Menschenrechtsverteidiger Franklin Castañeda zu Besuch in der Schweiz. In Bern traf er sich mit Vertreter*innen des EDA und Parlamentarier*innen des Nationalrats, während er in Genf die Gelegenheit hatte, mit der UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte Michelle Bachelet zu sprechen. Die Diskussionen drehten sich dabei um die aktuellen Herausforderungen in der Umsetzung der Friedensverträge, die Menschenrechtsverletzungen im Rahmen des Nationalstreiks und die Garantien zum Schutz von Menschenrechtsverteidiger*innen in Kolumbien.
Am 29. September 2021 traf sich Franklin Castañeda in Bern zuerst mit Vertreter*innen des Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten und des Staatssekretariats für Wirtschaft, dann mit den drei Nationalrät*innen Stéfanie Prezioso, Fabian Molina und Nicolas Walder. Anschliessend gab er ein Interview für Radio RaBe. Am Abend sprach er zudem an der öffentlichen Veranstaltung "5 Jahre Friedensabkommen in Kolumbien. Wie steht es um die Menschenrechte?" vor einem interessierten und zahlreich erschienen Publikum. In Bezug auf das Friedensabkommen in Kolumbien äusserte der Aktivist, dass dessen Umsetzung nur sehr stockend vorankomme. Die Regierung halte den in La Havanna vorgeschlagenen Plan nicht ein und ermögliche die Teilnahme der Zivilgesellschaft nur begrenzt. Castañeda ging auch auf die Menschenrechtsverletzungen während der sozialen Proteste in Kolumbien seit dem 28. April 2021 ein, bei denen über 80 Personen mehrheitlich durch Polizisten umgebracht wurden. Dabei äusserte er die Forderung der Zivilgesellschaft, dass der Staat die Ausübung der friedlichen Proteste gewährleisten muss und eine Polizeireform dringend nötig sei, um die Ursachen der Gewalt anzugehen. Schliesslich griff Castañeda in den Gesprächen auch die Gewalt gegen soziale Anführer*innen in Kolumbien auf, die ein sehr besorgniserregendes Ausmass angenommen hat, mit über 86 Ermordungen nur in diesem Jahr. Davon betroffen sind vor allem Menschenrechtsverteidiger*innen in ländlichen Gebieten Kolumbiens.
Treffen mit der UN-Hochkommissarin für Menschenrechte
In Genf hatte Castañeda die Gelegenheit mit der UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, über die aktuelle Menschenrechtslage in Kolumbien zu sprechen, sowie mit Vertreter*innen des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte, namentlich aus verschiedenen Büros von Sonderberichterstatter*innen und Arbeitsgruppen des UNO-Menschenrechtsrats. Zudem gab er am 30. September am Institut des hautes études internationales et du développement (IHEID) in Genf im Rahmen eines Seminars zu Fragen der Ethik, Macht und Privilegien in der Entwicklungszusammenarbeit eine Konferenz. Er stellte die Menschenrechtssituation in Kolumbien vor und ging auf die kritische Lage der Menschenrechtsverteidiger*innen ein.
Teilnahme am 40 Jahre Fest in Lausanne
Während seiner Speaking Tour nahm Franklin Castañeda auch am 40-Jahre Fest von PBI in Lausanne teil und stellte seine Arbeit und die Erfahrung mit PBI vor. Danach folgte eine Diskussion mit den Teilnehmer*innen über die Begleitung von PBI und die Situation der Menschenrechte in Kolumbien.
Die Speaking Tour führt Franklin Castañeda im Anschluss zu seinem Besuch in der Schweiz nach Brüssel, wo Treffen mit dem Europäischen Parlament geplant sind, sowie nach Norwegen, Spanien und Deutschland.
Franklin Castañeda ist Präsident der Menschenrechtsorganisation Comité de Solidaridad de Presos Políticos (CSPP), die seit 1998 von PBI begleitet wird. Castañeda wurde in Barranquilla an der kolumbianischen Karibikküste geboren und begann seine Arbeit zugunsten der Menschenrechte aufgrund der politischen Verfolgung seiner Kolleg*innen an der Universität. Seither hat er eine lange Karriere als Menschenrechtsverteidiger hinter sich und gewann 2020 den Nationalen Menschenrechtspreis.