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Nepal: Geschlechterbasierte Menschenrechtsverletzungen nahmen 2019 zu

Nepal: Geschlechterbasierte Menschenrechtsverletzungen nahmen 2019 zu

Ende Mai 2020 erschien der Jahresbericht 2019 des Nepal Monitor Projekts. Die von PBI mitgetragene Plattform weist auf einen Anstieg von Menschenrechtsverletzungen gegenüber 2018 hin. Insbesondere die Zunahme an Gewalttaten gegenüber Frauen ist besorgniserregend.

Im vergangenen Jahr wurden vom Nepal Monitor Projekt insgesamt 3720 Menschenrechts­verletzungen dokumentiert, davon wurden circa zwei Drittel (2538) als gewalttätig und ein Drittel (1182) als nicht–gewalttätig eingestuft. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 447 Personen getötet und 2091 verletzt. Dabei sind die meisten Fälle geschlechterbasierter Gewalt zuzuordnen, gefolgt von Auseinandersetzungen persönlicher Art.

Gewalt gegen Frauen ist in Nepal mit vielen Stigmata verbunden

Rund ein Viertel aller verheirateten Frauen machen in Nepal Erfahrungen mit verschiedenen Formen von Gewalt. Davon sucht nur ein Bruchteil Hilfe, denn soziale Stigmatisierung oder Ausschluss aus den Gemeinschaften sind oft ein Grund, warum viele Frauen nicht um Unterstützung bitten. Der Bericht geht auch auf Fälle im Zusammenhang mit der Praxis von Chhaupadi ein. Chhaupadi ist eine die Menstruation tabuisierende Praxis, bei der Frauen und Mädchen während ihrer Menstruation aus dem Haus verbannt werden und für die Zeit ihrer Periode in einer „Menstruationshütte“ übernachten müssen. Obwohl diese Praxis grossteils geächtet ist, haben auch im vergangenen Jahr mehrere Frauen dadurch ihr Leben verloren. So sind mehrere Fälle dokumentiert, bei denen Frauen während der Menstruation dazu gezwungen wurden, in einer Hütte ohne Fenster zu schlafen. Durch ein Feuer, das sie warmhalten sollte, erstickten sie.

Im Vergleich zum Jahr 2018 stiegen die Zahlen geschlechterbasierter Gewalt 2019 wieder an. Mehr als die Hälfte der Gewalttaten gründen auf geschlechterbasierter Gewalt (1300). Allein 193 Personen starben daran und 125 wurden durch sie verletzt. Der Grossteil der Vorfälle sind sexuelle Übergriffe, einschliesslich Vergewaltigung und versuchter Vergewaltigung. In jedem dritten Fall ist ein Familienmitglied oder Verwandter Täter.

Neben diesen Taten und jener häuslicher Gewalt, gibt es auch Vorfälle von Gewalt aufgrund mangelnder Mitgift. So wurden 24 gewalttätige Mitgiftfälle registriert, bei denen Frauen teils gefoltert wurden, weil sie kein Fahrrad oder keinen Kühlschrank mit in die Ehe einbrachten.

Gewalt wird durch Verletzung grundlegender Menschenrechte verstärkt

Neben geschlechterbasierter Gewalt werden 649 Menschenrechtsverletzungen als „governance related“ gezählt, wobei die meisten davon als nicht–gewalttätig eingestuft wurden. Dies ist eine Zunahme gegenüber 2017 und 2018. Die Vorfälle wurden durch eine Reihe von Faktoren ausgelöst: die ineffiziente und geringe Qualität der öffentlichen Dienstleistungen, Schwierigkeiten beim Zugang zu bestimmten Diensten, Mangel an rechtlichen Schritten gegenüber TäterInnen, fehlender Zugang zu Gerichten sowie Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Die Anzahl der gewalttätigen Vorfälle im Zusammenhang mit Regierungs– und Staatsgewalt erreichte im zweiten Quartal 2019 ihren Höhepunkt. Grund dafür waren Proteste gegen die Bemühungen der Regierung, die Meinungsfreiheit durch Verhaftungen von JournalistInnen und KünstlerInnen einzuschränken, sowie Korruptionsprobleme und eingeschränkter Zugang zu juristischen Institutionen. 

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