Als ich die E-Mail sah, welche mir meine definitive Teilnahme am Training bestätigte, war meine Freude riesengross. Nun war ich einem Freiwilligeneinsatz mit PBI in Kolumbien einen grossen Schritt näher gekommen.
Wie würden die Leute wohl sein im Training? Werde ich mich mit ihnen verstehen? Immerhin werde ich während 18 Monaten mit ihnen zusammen wohnen und arbeiten müssen und dies in einem schwierigen Kontext. Ich sollte also gut mit ihnen auskommen müssen, wenn dieser Einsatz ein Erfolg werden sollte.
Zwischen Hühnern und Ziegen
Der Treffpunkt war an einem zentralen Platz in Valladolid, wo uns unsere KursleiterInnen mit einem Bus abholten. Ich war aufgeregt und fühlte mich wie auf einer Schulreise, einfach alles mit Menschen, die ich noch nie in meinem Leben gesehen hatte. Wir waren insegsamt 22 TeilnehmerInnen aus 10 Ländern. Mit dem Bus fuhren wir aufs Land hinaus, auf einen Bauernhof ca. 20 Minuten ausserhalb von Valladolid, durch die eher trockene, hügelige Landschaft voll roter Erde. Dort angekommen lernten wir als allererstes die vielen Tiere des Hofes kennen. Es gab Schafe, Hühner, Esel, Ziegen, Schweine und sogar Füchse und Rehe, welche in der Umgebung gefunden wurden und nun von den Besitzern des Hofes aufgepäppelt werden. Dann gings weiter ins Haus wo die 22 Personen auf zwei Zimmer mit Etagenbetten verteilt wurden. Noch eine Erinnerung an frühere Schulreisen. Auf dem Hof gab es weder Handy- noch Internet-Empfang. Nach erstem Befremden gewöhnten wir uns aber sehr schnell daran und konnten uns dafür ausschliesslich auf das Training konzentrieren.
Ein volles Programm...
Das Programm der Woche war sehr intensiv: Frühstück gab es jeweils um acht, um neun begann unser Programm, welches um acht Uhr abends endete. Zudem gab es an drei Tagen nach einem feinen spanischen Abendessen noch einen zusätzlichen Block. Am ersten Tag ging es vor allem ums Kennenlernen, ab dem zweiten Tag dann um die Geschichte und die aktuelle politische Lage in Kolumbien, die verschiedenen Arbeitsbereiche von PBI, also die physische und psychosoziale Begleitung der MenschenrechtsverteidigerInnen (MRV) sowie die Lobbyarbeit und schliesslich noch um Querschnittsthemen und Arbeitsinstrumente wie die Arbeit im Konsens, den Umgang mit Stress & Angst und die Sicherheit. Dies alles wurde nicht nur theoretisch behandelt, sondern auch immer gleich in praktischen Übungen, Gruppenarbeiten und Rollenspielen geübt, damit wir uns die Arbeit auch wirklich plastisch vorstellen und es schon ein bisschen verinnerlichen konnten. Geleitet wurde der sehr professionell geführte Kurs von vier Personen. Zwei davon arbeiten normalerweise im Büro von PBI in Bogotá und waren ausgebildete Psychologen. Die anderen beiden waren ehemalige Freiwillige.
... aber auch viel Spass
Die Woche war anstrengend und sehr intensiv, hat uns aber einen guten Eindruck vermittelt, wie die Arbeit vor Ort wirklich aussehen könnte. Dabei geholfen hat auch die Anwesenheit von zwei von PBI begleiteten MRV, welche uns eindrücklich geschildert haben, wie wichtig für sie die Arbeit von PBI ist. Schlussendlich ging die Woche fast zu schnell vorbei, denn neben all der Arbeit hatten wir auch sehr viel Spass zusammen. Wir fühlten uns so wohl in der Gruppe, dass uns ein Neuseeländer zum Schluss sogar einen traditionellen Maori-Kriegstanz vorführte. Ich hatte die Antworten auf meine Fragen gefunden: Am Ende fanden wir es alle schade, dass wir uns schon trennen mussten. Ich würde mich also gut mit meinen zukünftigen KollegInnen verstehen und ich wusste, wir würden uns bald in Kolumbien wieder sehen.
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