Inzwischen ist bereits etwas mehr als eine Woche vergangen und ich kann es kaum glauben, noch immer wirkt alles sehr surreal. Nachdem wir uns so lange auf diesen Moment vorbereitet haben, sind wir nun tatsächlich in Kolumbien und in der PBI-Familie angekommen.
Alles ist noch neu und ungewohnt: Das Zusammenleben hier im PBI-Haus, einer riesigen WG mit 12 weiteren Freiwilligen aus ganz verschiedenen Ländern, in dem sich ausserdem das Büro von PBI befindet, in dem zusätzlich 12 Personen arbeiten. Die 8-Millionenstadt Bogotá, am Fuss zweier Kordillerenberge inmitten der andinen Hochebene, nach Schachbrettsystem aufgebaut, mit ihrem Verkehrschaos und dem Kontrast zwischen reichen, amerikanisch oder europäisch wirkenden Vierteln mit Hochhäusern und den armen Quartieren.
Ein besseres Bild der Realität
Es fällt mir schwer, mir hier vorzustellen, dass Kolumbien ein Land inmitten eines Konfliktes ist. Wäre hier nicht die Einführung durch PBI, in der wir täglich von den zahlreichen Menschenrechtsverletzungen erfahren, könnte ich denken, ich wäre in einer x-beliebigen lateinamerikanischen Grossstadt in den Ferien. Dank der intensiven Einführung durch PBI-Freiwillige, welche schon länger als ein Jahr hier leben und arbeiten, bekommen wir Tag für Tag ein besseres Bild davon, was es heisst, die kolumbianischen Menschenrechtsaktivistinnen und –aktivisten bei ihrer Arbeit zu begleiten.
Kommunikationstechniken für Strassensperren
Wir erhalten Kurse über die Arbeit von PBI und den begleiteten Personen und Organisationen in den verschiedenen Regionen des Landes, über die Bedrohungen und Hindernisse, denen diese Leute hier ausgesetzt sind und vor allem sehr viel zum Thema Sicherheit, Selbstschutz, Gesundheit. Zudem üben wir Kommunikationstechniken für Treffen mit ranghohen Militärs, welche die Arbeit der von uns begleiteten Personen nicht immer mit guten Augen sehen, für Strassensperren, die wir werden passieren müssen, aber auch für Gespräche mit MinisterInnen oder BotschafterInnen. Gleichzeitig lernen wir, wie wir damit umgehen können, uns nicht einmischen zu dürfen und immer neutral zu bleiben.
Bald wird es konkret
Trotz allem bleibt alles immer noch sehr abstrakt und ich kann mir momentan nur schwer vorstellen, das alles „live“ zu erleben. Dies wird sich allerdings schon bald ändern, denn schon in einer Woche reisen Eduardo und ich – gemeinsam mit zwei weiteren neuen Freiwilligen aus Katalonien und Andorra – nach Apartadó, der Stadt in der Nähe der Grenze zu Panamá, in der wir die kommenden Monate leben und arbeiten werden. Ihr werdet also schon bald wieder von uns hören!
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