Am 8. November organisierte PBI in Zusammenarbeit mit Amate Films ein Webinar der Reihe "MEET THE DEFENDERS" über die Situation des gewaltsamen Verschwindenlassens in Mexiko. Unter den Verteidiger*innen die zu Wort kamen, war Alejandro Durán von Centro de Derechos Humanos Paso del Norte in Ciudad Júarez, Chihuahua, einer Organisation, die von PBI begleitet wird.
Mexiko zählt zurzeit offiziell 92'060 verschwundene Personen und befindet sich seit vielen Jahren in einer schweren Menschenrechtskrise. In vielen Fällen sind die staatlichen Sicherheitskräfte in das Verschwindenlassen von Personen verwickelt. Die Familien der Verschwundenen und weitere Personen, die nach ihnen suchen, sind zahlreichen Angriffen ausgesetzt: von Bedrohungen bis hin zu Ermordungen. Es ist daher dringend erforderlich ihren Schutz zu gewährleisten, insbesondere bei Suchaktionen.
Versteckte Massengräber
Im Rahmen der Reihe "MEET THE DEFENDERS" zum 40-jährigen Jubiläum von PBI wird in diesem Webinar anhand des Dokumentarfilms "Volverte a ver" (Trailer), der den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt wurde, die Problematik des gewaltsamen Verschwindenlassens diskutiert. Unter der Regie von Carolina Corral und Magali Rocha von Amate Films erzählt der Film die Geschichte von Lina, Angy und Edith - die auch am Webinar teilnahmen. Sie sind Angehörige von Verschwundenen, die sich im Bereich der forensischen Medizin ausbilden liessen, um an der Exhumierung von mehr als 200 Leichen teilnehmen zu können, die von der Staatsanwaltschaft in Morelos heimlich vergraben wurden. Der Dokumentarfilm begleitet sie während ihrer Ausbildung und ihrer Teilnahme an der Exhumierung. Der Film prangert die Rolle des Staates in der Verantwortungskette für das Verschwindenlassen von Personen an, zum Beispiel durch seine versteckten Massengräber.
Familienangehörige von Verschwundenen berichten
Während des Webinars konzentrierten sich die Diskussionen auf die Arbeit von Aktivist*innen und ihren Organisationen, die täglich dafür kämpfen, dass der Staat seinen Verpflichtungen nachkommt und die Leichen der verschwundenen Angehörigen an ihre Familien zurückgibt. Die Referent*innen schilderten die aktuelle Situation des gewaltsamen Verschwindenlassens in Mexiko, sowie die Sicherheitslage der Angehörigen von Verschwundenen und der Menschenrechtsverteidiger*innen, die sie begleiten.
Merle Iliná, impact producer, stellte den Kontext vor, in dem der Film entstanden ist. Die Protagonistinnen und Menschenrechtsverteidigerinnen Edith Hernández und Angélica Rodríguez vom Kollektiv Regresando a casa Morelos sowie Tranquilina Hernández vom Kollektiv Familias Resilientes fügten jeweils ihre eigene Perspektive hinzu und erläuterten die Sicherheitsprobleme, die sie erlebt haben.
Der Menschenrechtsverteidiger Alejandro Durán berichtete über seine Erfahrungen bei der Suche nach seinem vermissten Bruder im Jahr 2011 und seiner Arbeit mit dem Kollektiv Familias Unidas por la Verdad y la Justicia. Er stellte auch sein Engagement für das Centro de Derechos Humanos Paso del Norte de la Ciudad Júarez vor, eine Organisation, die von PBI seit 2013 begleitet wird. Alejandro Durán ist im Advocacy-Bereich tätig und nutzt seine Spezialisierung im Bereich der Opferpsychologie, um anderen zu helfen.
Zum Abschluss des Webinars diskutierte das Freiwilligenteam von PBI Mexiko im Norden des Landes über die Rolle der internationalen Gemeinschaft in Bezug auf das Verbrechen des Verschwindenlassens in Mexiko und die Arbeit von PBI vor Ort.