Am 28. November wählte Honduras mit der höchsten Wahlbeteiligung der Geschichte die erste Präsidentin des Landes. PBI begleitete während den Wahlen das Trans-Frauen-Kollektiv Muñecas de Arcoiris.
Am Sonntag, den 28. November, verzeichnete Honduras eine der höchsten Wahlbeteiligungen in seiner Geschichte: Fast 69% der wahlberechtigten Personen gaben ihre Stimme ab und zeigten damit ihr Engagement für den demokratischen Prozess trotz einer stark politisierten Zeit vor den Wahlen, meinte die Wahlbeobachtungsmission der Europäischen Union.
Xiomara Castro, Kandidatin der Partei Libertad y Refundación (Freiheit und Neugründung) ging als unangefochtene Siegerin hervor. Sie erhielt mehr als 1,5 Millionen Stimmen und damit 10% mehr als der Kandidat der Nationalen Partei, der in den letzten zwölf Jahren die Präsidentschaft innehatte. Sie ist damit die erste Präsidentin von Honduras und derzeit die einzige Frau an der Spitze eines lateinamerikanischen Landes. Nach Ansicht der von PBI begleiteten Organisationen ist dies ein Zeichen der Hoffnung für eine bessere Zukunft für Honduras.
LGBTI-Rechte: "Wir wollen, dass sie uns mit anderen Augen sehen"
PBI begleitete während den Wahlen Mitglieder des Trans-Frauen-Kollektivs Muñecas de Arcoiris. Diese beobachteten den Wahlprozess, um eine inklusive Wahl sicherzustellen. Die Menschenrechtsverteidigerin und Koordinatorin von Muñecas Arcoiris, Jlo Córdoba, prangerte die geschlechtsspezifische Diskriminierung bei der Stimmabgabe an: "Sie schrien mehrmals meinen gesetzlichen Namen und sprachen mich mit männlichen Pronomen an". Darüber hinaus berichtete das Kollektiv von hasserfüllten Kommentaren und versuchten Übergriffen bei mindestens zwei Gelegenheiten gegen mehrere Mitglieder der Gruppe sowie davon, dass einige Personen nicht wählen konnten, weil sie nicht in die Wähler*innenliste eingetragen waren.
Organisationen wie Muñecas de Arcoiris arbeiten seit mehreren Monaten an einem Vorschlag zur Gesetzesreform des Nationalen Personenregisters, um die Namensänderung von Transgender-Personen rechtlich anzuerkennen. Ausserdem verlangen sie von der Regierung eine klare Antwort auf die Gewalt gegen und Diskriminierung von LGBTI-Menschenrechtsverteidiger*innen. „Wir wollen, dass sie uns mit anderen Augen sehen, und nicht nur in einer Nachricht erscheinen, wenn sie eine*n von uns ermorden", sagte Grecia O'hara von der Organisation Somos CDC.
Ein neues Honduras
Die Wahl der neuen Regierung lässt auch die ländliche Bevölkerung hoffen, dass der Verkauf ihres Landes und die Vertreibung unzähliger Gemeinschaften für die Errichtung von Sonderwirtschaftszonen und Bergbauprojekten nicht mehr zugelassen wird. Die Organisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) fordert die Exekutive des Landes auf, sich den bäuerlichen und indigenen Sektoren anzunähern, um ein neues Honduras frei von Ungerechtigkeit, Ungleichheit und Verletzungen der Menschenrechte zu schaffen.
Weitere Informationen
- Unas elecciones en medio de una crisis múltiple, PBI Honduras, 29.11.2021
- NGOs in Honduras besorgt über zunehmende Militarisierung, PBI Schweiz, 09.11.2012
- Internationaler Tag zur Beendigung der Straflosigkeit für Verbrechen gegen Journalist*innen, PBI Schweiz, 02.11.2021