Im Juni 2015 entdeckten die Bewohner in der Nähe des Flusses "La Pasión" in der Region Petén in Guatemala ein ökologisches Desaster: zehntausende tote Fische schwammen an der Wasseroberfläche. Für die umliegenden Gemeinden ist der Fluss eine wichtige Ernährungs- und Einkommensquelle.
Bewegtes Gerichtsverfahren
Im Fluss gefundene Pestizide liessen rasch den Verdacht aufkommen, dass die guatemaltekische Firma Reforestadora de Palma de Péten (RESPA), die in der Region Ölpalmen anpflanzt und verarbeitet, für das Desaster verantwortlich sein könnte. Am 17. September 2015 ordnete die Richterin Karla Hernández eine Schliessung der Firma RESPA für sechs Monate an, um die entsprechenden Untersuchungen durchzuführen.
Am 24. Oktober 2015, kurz nach Beginn der Untersuchungen, erlangte die Firma jedoch vor dem regionalen Appelationsgericht des Peténs die Aufhebung der richterlichen Anordnung und nahm ihre Aktivitäten wieder auf. Dies obwohl die Staatsanwaltschaft die Firma verdächtigte, für die Verschmutzung des Flusses verantwortlich zu sein.
Am 1. Dezember 2015 überreichten mehrere internationale Organisationen der Generalstaatsanwältin und der Innenministerin einen offenen Brief mit der Forderung, die Ermordung des Umweltverteidigers Rigoberto Lima Choc aufzudecken. Er war einer der ersten, der die Verschmutzung durch die Ölpalmenplantagen der Firma RESPA anprangerte. Der Aktivist wurde am Tag nach der Anordnung der Richterin Hernández zur temporären Schliessung der Firma tot aufgefunden.
Am 23. Dezember 2015 widerrufte das Appelationsgericht des Peténs den Entscheid, der es REPSA erlaubt hatte, mit den Aktivitäten fortzufahren. Das Gerichtsverfahren läuft somit weiter und die Betroffenen hoffen auf Gerechtigkeit und Wiedergutmachung.
Begegnung mit den Organisationen
Jedes Jahr reist das PBI-Team in Guatemala nach Petén, um dort ansässige Organisationen und MenschenrechtsverteidigerInnen zu treffen. Die letzte Reise fand vergangenen Dezember mit der Teilnahme des Schweizer Freiwilligen Marco Baumgartner statt. Die Organisationen vor Ort zeigten sich bezüglich der Auswirkungen des Ökozids im Fluss "La Passión" auf die Ernährungssicherheit sehr beunruhigt. Der Fall zeigt deutlich, welche Probleme grossflächige Palmöl-Monokulturen in Guatemala für die lokalen Gemeinden und die Umwelt mit sich bringen können.