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Guatemala: Zuckergeschäft mit bitterem Beigeschmack

Guatemala: Zuckergeschäft mit bitterem Beigeschmack

Die Mitglieder des Consejo de Comunidades de Retalhuleu (CCR) in der Region Costa Sur im Süden Guatemalas kämpfen gegen einflussreiche Zuckerproduzenten, deren Monokulturen die Umwelt und das Recht auf Gesundheit der lokalen Bevölkerung bedrohen.

Das Zuckergeschäft in der guatemaltekischen Region Costa Sur erlebt seit der Unterzeichnung des Friedensvertrags 1996 einen merklichen Boom, von dem vor allem einige mächtige Unternehmensfamilien profitieren. Da sie mehr für die Pachtung der Landparzellen bezahlen als lokale Bauernfamilien, wandert ein immer grösserer Anteil der verfügbaren landwirtschaftlichen Fläche in die Hände einiger weniger Zuckerproduzent*innen. Dabei bleibt wenig Anbaufläche für die Kleinbäuer*innen, für die die Landwirtschaft die Haupt- oder Nebeneinkommensquelle darstellt und die nun Grundnahrungsmittel teuer einkaufen müssen.

Verheerende Folgen für Umwelt und Gesundheit

Die Intensivbewirtschaftung der Zucker-Monokulturen hat zudem gravierende Folgen für die Umwelt und die Lebensbedingungen der indigenen und lokalen Bevölkerung. Teile des Mangrovenwaldes wurden abgeholzt. Hinzu kommt, dass für die Bewirtschaftung der Monokulturen auch Flusswasser umgeleitet und das Grundwasser angepumpt wird – ungeachtet der potenziellen Konsequenzen für Umwelt und umliegende Dörfer. Diese zeigen sich jedoch unverkennbar: die Austrocknung der Flüsse, die schwindende Biodiversität und auch der Klimawandel macht sich deutlich bemerkbar. Gleichzeitig sinkt die Kapazität der Brunnen in den Dörfern, während die Felder der Bauern und Bäuerinnen beim Abwurf von Pestiziden aus Flugzeugen verseucht oder aber mit dem Abwasser der Plantagen überschwemmt werden, wenn es im Winter abgelassen wird. Hinzu kommen Folgen für die Gesundheit der Bevölkerung: die Agro-Toxine im verseuchten Wasser führen zu Hautkrankheiten. Um an sauberes Trinkwasser zu gelangen, müssen die Bewohner*innen immer weitere Strecken zurücklegen, wobei sie auf dem Weg unterschiedlichen Gefahren und sogar sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind. Die Strapazen des Wassertransportes zehren den Körper zusätzlich aus. Das Recht der Bevölkerung auf Nahrung, Gesundheit und auf sauberes Wasser werden somit verletzt, während in den betroffenen Gebieten die Armut zunimmt und sich die Lebensqualität verschlechtert.  

Der Staat als Komplize 

Bereits in den 1960er Jahren organisierte sich in Costa Sur eine Volksbewegung und rief zu Protesten auf gegen die Folgen eines Wirtschaftssystems, das auf dem Prinzip des Profits für eine Elite auf Kosten der Allgemeinheit gründet. Daraus entstand 2015 auch der Gemeinschaftsrat CCR, der auf die Folgen der intensiven Landwirtschaft aufmerksam macht. Er fordert soziale Gerechtigkeit und die Behebung der Umweltschäden, indem er sich unter anderem direkt an den Staat wendet. Doch der Staat entpuppte sich als Komplize im Goldgeschäft der Elite: anstatt das Recht auf Wasser als Grundrecht anzuerkennen und der Ausbeutung der natürlichen Wasserreserven für die Zuckerplantagen rechtliche Schranken zu setzen, wird die Protestbewegung gezielt unterdrückt und kriminalisiert.

PBI Guatemala begleitet CCR

Seit April 2020 begleitet PBI Guatemala vier Mitglieder des CCR, die sich gegen Drohungen und gegen ein juristisches Verfahren wehren müssen. Die Anklage gegen die Aktivist*innen wurde zwar wegen mangelnder Beweislage vorerst fallen gelassen, das Urteil wurde jedoch von einem der Zuckerproduzenten weitergezogen. Die Aktivist*innen warten nun auf die Entscheidung der zweiten Instanz – so wie auch die Bevölkerung der Region Costa Sur auf Gerechtigkeit wartet.

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