Direkt zum Inhalt

Honduras: Sonderentwicklungszonen und Menschenrechte

Honduras: Sonderentwicklungszonen und Menschenrechte

2014 beschloss der honduranische Kongress den Bau von Sonderentwicklungszonen. Die damit versprochenen positiven Auswirkungen dieser "Modellstädte" auf das Gemeinschaftswohl der ansässigen Bevölkerung werden von Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen stark angezweifelt.

Was ist eine Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklungszone?

Beschäftigungs- und Wirtschaftsentwicklungszonen (ZEDE - Zonas de Empleo y Desarrollo Económico) sind Landteile, welche unter speziellen Bedingungen an Investoren vergeben werden. Sie sind einem anderen rechtlichen, wirtschaftlichen, administrativen und politischen System unterstellt als der Rest des Landes. Ziel dieser sogenannten „Modellstädte“ ist es, Investoren anzuziehen und Arbeitsplätze zu schaffen und zwar in den Teilen des Landes, die noch wenig bevölkert sind. Durch diese Handelsliberalisierung erhoffen sich die Entscheidungsträger einen allgemeinen Wirtschaftsaufschwung. Weltweit gibt es ca. 3500 solcher Wirtschaftszonen, hauptsächlich im asiatischen Raum. In Honduras ist die Regierung nun daran, die ersten Pläne für den Bau von Sonderentwicklungszonen zu verabschieden. Davon betroffen sind die Departements am Golf von Fonseca und an der Karibik.

Fehlende Transparenz und steigende Besorgnis

Mehrere Gemeinden und Menschenrechtsorganisationen haben aufgrund mangelnder Informationen in Bezug auf die Natur des ZEDE-Projekts und der möglichen Konsequenzen Alarm geschlagen. Sie machen sich grosse Sorgen, dass die betroffene indigene Bevölkerung nicht mitentscheiden kann, ob und wie die ZEDE auf ihrem Land gebaut wird, und fürchten, dass sie sich auch nicht an den politischen Entscheidungen werden beteiligen können. Alfredo López, Stellvertretender Koordinator von OFRANEH (Organisación Fraternal Negra Hondureña) ist sehr beunruhigt: „Wenn das Recht auf Konsultation missachtet wird, besteht ein grosses Risiko, dass die indigenen Gemeinden unter dem Entwicklungsmodell der Machtelite und des transnationalen Kapitals begraben werden“. 

Drohende Zwangsumsiedlungen und Umweltschäden

In Honduras gehört der Grossteil des Landes einigen Wenigen, während die Mehrheit der ländlichen Bevölkerung in Armut lebt. Durch die Wirtschaftspolitik der Regierung und den Druck transnational tätiger Firmen drohen nun vermehrt Zwangsumsiedlungen ganzer Gemeinschaften. Menschen, die sich dagegen auflehnen, werden vom Staat bedroht und verfolgt. Umweltorganisationen warnen zudem vor den katastrophalen Auswirkungen der Wirtschaftszonen auf die Umwelt, infolge der Nutzung enormer Wassermengen und Energie. Dies führe zur Beeinträchtigung und Zerstörung zahlreicher Ökosysteme– teilweise mit unumkehrbaren Folgen.