Seit März 2012 leisten die BewohnerInnen in La Puya, wie der Ort am Eingang der Goldmine genannt wird, unermüdlich friedlichen Widerstand.
Im Gebiet San José del Golfo und San Pedro Ayampuc, 30 Kilometer von der guatemaltekischen Hauptstadt entfernt, ist die amerikanische Firma Kappes, Cassiday & Associates (KCA) im Besitz der Förderrechte einer Goldmine. Im Jahre 2012 gründeten die BewohnerInnen dieser Region deswegen die Protestbewegung "La Resistencia pacifica y legal de la Puya" und leisten seither unermüdlich gewaltfreien Widerstand.
Die Rechtmässigkeit der Abbaulizenz ist fraglich. Die Bevölkerung wurde nicht im Vorfeld über das Projekt informiert. Die Mehrheit der Bevölkerung ist gegen den Goldabbau, denn sie wissen über die Folgen Bescheid: Die grössten Nachteile die der Goldabbau mit sich bringt, sind der immense Wasserverbrauch und die Umweltverschmutzung. Insbesondere der Tagebau verbraucht grosse Mengen an Süsswasser und die Arsenrückstände können zu dramatischen Langzeitschäden für die Umwelt führen. Ausserdem sind keine Massnahmen zur Erholung und Säuberung der Umwelt nach Beendigung der Förderarbeiten geplant.
Bedrohungen und Einschüchterungen
Seit März 2012 leisten die BewohnerInnen in La Puya, wie der Ort am Eingang der Goldmine genannt wird, friedlichen Widerstand. Tag und Nacht sitzen sie vor dem Eingang und blockieren somit den Durchgang für die Bauarbeiter. An der Protestbewegung beteiligen sich Männer und Frauen, Kinder, Jugendliche und alte Menschen.
Seit Beginn des Widerstandes kommt es immer wieder zu Drohungen und Aggressionen gegen die Mitglieder der friedlichen Widerstandsbewegung. Am 13. Juni 2012 wurde eine der AnführerInnen angeschossen und schwer verletzt. Seit dem Vorfall hat der interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte den guatemaltekischen Staat aufgefordert, ihre physische Unversehrtheit und die Sicherheit ihrer Familie zu garantieren. Des Weiteren kam es zu verschiedenen Diffamierungs- und Kriminalisierungskampagnen gegen weitere Mitglieder.
Nach über zwei Jahren und wiederholter Dialogforderungen, kam es im Mai 2014 zur gewaltsamen Räumung des friedlichen Widerstandes. Ein Grossaufgebot von Polizei löste das Lager mit Tränengas und Gewalt auf, wobei über zwanzig Personen verletzt wurden. Nichtsdestotrotz haben die Mitglieder den Mut nicht verloren, kämpfen weiter und haben mehrere Erfolge vor Gericht erzielt.
Auf Anfrage der DorfbewohnerInnen werden die Proteste seit 2011 von PBI beobachtet und seit 2012 gezielt von AktivistInnen begleitet.
Gerichte fordern Suspendierung
Trotz verschiedener Einschüchterungsversuche und der gewaltsamen Räumung im Jahre 2014 erreichte die friedliche Widerstandsbewegung verschiedene Gerichtsurteile zu ihren Gunsten: Im Juli 2015 entschied das Verfassungsgericht, dass die Bauarbeiten an der Goldmine sofort eingestellt werden müssen. Im November 2015 und Februar 2016 ordneten das Verfassungsgericht und später das Oberste Gericht an, die Lizenz der Mine temporär zu suspendieren, da keine vorhergehende Konsultation der betroffenen Bevölkerung stattgefunden hatte. Trotz dieser Gerichtsurteile weigerte sich das Bergbau- und Energieministerium, die Lizenz zurückzuziehen und die Bergbauaktivitäten wurden fortgeführt und Material sogar per Helikopter der Mine entnommen.
Im März 2016 entschieden sich die BewohnerInnen, eine zweite Mahnwache vor dem Bergbau- und Energieministerium einzurichten, damit dieses die Entscheide des Gerichts durchsetzt. Das Oberste Gericht Guatemalas ordnete schlussendlich am 29. Juni 2016 die definitive Schliessung der Gold- und Silbermine in La Puya an. Im selben Monat durchsuchte die Staatsanwaltschaft verschiedene Immobilien der Firma Exmingua (Tochtergesellschaft von KCA), beschlagnahmte illegal abgebaute Mineralien sowie archäologische Fundstücke. Des Weiteren legten sie die Mine sowie Arbeitsmaschinen vorerst still. Bis Anfang 2017 wurden die Gerichtsurteile von Exmingua und dem Bergbau- und Energieministerium nicht respektiert und die Goldmine nicht definitiv geschlossen. Die Mitglieder der Protestbewegung kämpfen deshalb weiter, bis sie einen definitiven Stopp des Bergbauprojekts erreichen.
Quelle: amerika21.
Auszeichnung für Gewaltfreiheit
Im November 2012, ein Jahr nach dem Erhalt der Förderrechte, hat die Gewalt gegen die Protestbewegung zugenommen. Denn wenn eine Firma nach einem Jahr die Bauarbeiten nicht antreten kann, verliert sie in der Regel auch die Lizenz. In dieser Zeit wurden deshalb alle zwei Tage während zwei Wochen Firmenmitglieder geschickt, um die protestierenden Menschen zu provozieren. Diese jedoch verharrten in La Puya und blieben ihren gewaltfreien Methoden treu, bis schliesslich die Provokationen wieder verebbten.
Die friedliche Protestbewegung von La Puya wurde schnell bekannt und ein Vorzeigebeispiel des gewaltfreien Widerstands. Im Jahre 2012 erhielt die Bewegung von der guatemaltekischen Kommission für Menschenrechte gar den Alice Zachmann Human Rights Defenders Preis – zu Ehren ihres Engagements.
Mehr Informationen:
- Guatemala: Oberster Gerichtshof ordnet definitive Schliessung der Goldmine in La Puya an, 04.07.2016
- Illegaler Goldabbau in Guatemala wird untersucht, amerika21, 21.05.16
- Gemeinden klagen gegen Bergbauminister in Guatemala, amerika21, 24.03.16
- Film: "Si a la vida" y "No a la mina", Protection International, Oktober 2015
- La Puya: Polizei ignoriert Gerichtsentscheid, 03.08.2015
- Guatemala: Erneute Räumung der Minenblockade in La Puya, 18.06.2015
- facing peace über den Widerstand in La Puya, September 2013