Am 24. November 2016 wurde der Friedensvertrag zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC unterschrieben. Dies ist ein grosser Schritt Richtung Frieden. Die Zunahme von Anschlägen durch neo-paramilitärische Gruppierungen in verschiedenen Regionen des Landes zeigt jedoch schon früh die Grenzen des Friedensvertrages auf.
Bereits seit Juni 2016 haben die FARC und die kolumbianische Regierung einen Waffenstillstand vereinbart, der schliesslich in der Unterzeichnung des Friedensvertrages mündete. Nach fast sechzig Jahren Krieg ist das Abkommen ein grosser Fortschritt und gibt der zivilen Bevölkerung wieder Hoffnung. Seit der Unterzeichnung haben jedoch neo-paramilitärische Gruppen Gebiete erobert, die zuvor von den FARC besetzt waren. Dies stellt eine akute Bedrohung für die Zivilbevölkerung dar.
Zwischen den Fronten
In Kolumbien gibt es mehrere sogenannten humanitären Zonen, zum Beispiel jene von Santa Rosa de Guayacan im Departement Chocó. Es handelt sich hierbei um das Land indigener Völker und Bauerngemeinschaften, die wegen der Militäroperation Genesis 1997 gezwungen waren zu flüchten. Später kehrten sie wieder auf ihr Land zurück, um dort humanitäre Zonen zu errichten. Diese Zonen stehen unter internationalem Schutz und Waffen sind darin verboten. Die Zivilbevölkerung gerät immer wieder ins Kreuzfeuer der bewaffneten Akteure und darum ist es ihr vorbehalten in diesen Schutzgebieten zu leben. Die Bauernfamilien versorgen sich selbst und ihre Landrechte sind staatlich anerkannt.
Die humanitären Zonen befinden sich in umstrittenen Gebieten, in denen das Militär, die Guerillas, die neo-Paramilitärs und (internationale) Firmen ihre Interessen durchzusetzen suchen, namentlich um das Land für ihre Zwecke zu nutzen. Für die Bauerngemeinschaften ist es nicht einfach, ihre Stellung zu halten. Dank der Unterstützung verschiedener Organisationen, wie der Ökumenischen Kommission für Gerechtigkeit und Frieden (CIJP) und PBI, können Übergriffe verhindert werden. Die Präsenz neo-paramilitärischer Gruppen in Gebieten, die vorher durch die FARC besetzt waren, stellt jedoch eine grosse Bedrohung dar. Im Februar 2017 drangen mehrere bewaffnete Männer einer neo-paramilitärischen Gruppierung in die humanitäre Zone Santa Rosa de Guayacan ein, um nach Personen zu suchen. Daraufhin haben mehrere Familien die Zone aus Furcht vor künftigen Attacken verlassen.
Internationale Begleitung wichtiger denn je
Die internationale Schutzbegleitung von PBI vor Ort ist demnach noch immer sehr bedeutend, denn die Lage der indigenen, afrokolumbianischen und Bauerngemeinschaften bleibt mit der Präsenz neo-paramilitärischer Gruppen äusserst problematisch. Die Friedensverhandlungen zwischen der zweitgrössten Guerilla, ELN, und der Regierung haben zudem erst gerade begonnen. Deren positiver Ausgang ist auch eine wichtige Voraussetzung, um einen nachhaltigen Frieden zu ermöglichen.
PBI Kolumbien: Peace for whom? (in Englisch)
Artikel zum Thema humanitäre Zonen in Kolumbien (in Englisch)